Bilderbücher - nur Bilder und kaum Text? Wozu lektorieren?

Nachrichten aus dem Lektorat - 1/2018

Tatsache ist, dass eine Lesebiographie ganz häufig mit Bilderbüchern beginnt. Erinnern wir uns! Wir liebten die Bilder, konnten die knappen Texte, die man uns vorlas, bald auswendig. Die faszinierende Komposition aus Bildern und Textstellen katapultierte uns ins Land der Fantasie.

Was genau unter einem Bilderbuch zu verstehen ist, wandelte sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Heute erwarten wir ein Buch zum Vorlesen und Anschauen, das sich später auch für die ersten eigenen Leseversuche eignet. Wenige Bücher kommen gänzlich ohne Text aus. Von einem Satz zwischen zwei Illustrationen bis zu ganz ordentlichen Passagen ist alles dabei.

„Stimmen muss es aber doch. Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung müssen korrekt sein, auch bei wenigen Sätzen. Aber das ist nur ein Teil des Ganzen.

Es gibt noch mehr zu beachten. Der besondere Genuss, die Magie des Bilderbuches, erwächst aus dem Zusammenspiel von Bild und Wort. Da haben wir es! Jede Sprache, mag sie auch in noch so kurze Sätze gegossen sein, hat eine Melodie. Und die passt eben nicht zu jedem Mal- oder Zeichenstil und auch nicht zu jeder Schriftart. Kinder spüren Disharmonien.

Damit ist es immer noch nicht genug. Auch eine kleine Geschichte, erzählt in Bildern und wenig Text, muss in sich logisch sein und ihre Botschaft transportieren. Eine Bilderbuchgeschichte sollte außerdem „rund“ i. S. von „in sich geschlossen“ sein. Friede-Freude-Eierkuchen braucht es nicht, aber eine Lösung, einen Ausblick sollte sie anbieten.

So kommt das Bilderbuch als ein wahrhaft ganzheitliches Projekt daher. Jetzt sind wir bei der Sache mit der Qualität. Wenn dieser Grundsatz ernst genommen wird wie bei Jacobs Children’s Book, dann ist das Lektorat für die Bilderbücher obligatorisch und steht von Vornherein nicht zur Diskussion.

„BASTA!“, würde die Wilma sagen.

© Carolin Olivares


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